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Sehr geehrte Redaktion,
mit viel Interesse und Freude habe ich als Hanke-Sammler den gestrigen
Bericht "Wie der Jugendstil ins Kannenbäckerland kam" gelesen. Leider ist die
Aussage das Reinhold Hanke ein Hersteller mit wenig Glück war, absolut
falsch.
Reinhold Hanke war im Jahre 1868 der erste Töpfer am Ort, der Steinzeug im
Stil des Historismus herstellte. Er war "Königlicher Hoflieferant" (!) und
belieferte nachweislich den Adel in aller Welt, dies ist u.a. durch
Schriftverkehr mit z. B. dem Fürsten Ludwig zu Sayn Wittgenstein oder der
Kaiserin Augusta (!) belegt.
Abgesehen von den vielen Gold und Silbermedallien die Hanke auf den
Weltausstellungen erhielt, waren andere Firmen in Höhr immer noch mit der
Herstellung von "normalen" grau-blauen Gebrauchsgeschirr beschäftigt, so
auch die Fa. Merkelbach, die erst nach Hankes Erfolgen anfing, Steinzeug im
Historischen Stil zu fertigen. Reinhold Hanke wurde im Auftrag der
Nassauischen Regierung 1873 als einziger Westerwälder Steinzeughersteller
zur Weltausstellung nach Wien geschickt, um sich dort über die
Steinzeugformen und Dekorationen zu informieren. Nach Reinhold Hankes Tod
führte erst seine Frau Maria Josefa, danach sein Sohn August Hanke die Firma
erfolgreich weiter.
In der Nacht vom 1. auf den 2. August 1921 brach in einer benachbarten Firma
ein Großfeuer aus, das schnell auf die Fa. Hanke übergriff und diese in
Schutt und Asche legte. Alle Formen und Modelle wurden komplett vernichtet,
man versuchte später noch mal einen Neuanfang der aber kläglich scheiterte.
Somit ging ein Höhrer Traditionsunternehmen unter.
Reinhold Hanke hat viele bekannte Steinzeughersteller und Kaufmänner
ausgebildet, so z. B. den Modelleur Peter Dümler, Gründer der Steinzeugfirma
Dümler & Breiden, Höhr-Grenzhausen.
Reinhold Hanke, einer der besten Modelleure seiner Zeit, starb leider viel
zu früh am 22.06.1886 im Alter von 45 Jahren, seine letzte Arbeit, -er war
schon sehr krank-, war übrigens ein Krug mit der Darstellung des
Leichenzuges aus der biblischen Geschichte des Jüngling zu Neim.
mfg
Ronald Kaffiné
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