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US-Bomber Absturz, B-17

Betr.: Anfrage vom 12.9. 1995 von Herrn Pierre Koreman aus Belgien zu dem
US-Bomber Absturz, B-17, Ser. Mr. 42- 38130 , 
am 22. April 1944 beim Hof Rembs um 19. 45 Uhr.

Hilgert, den 6. 1. 1996

Sehr geehrter Herr Dr. Baaden,
vorab noch einmal die Fragen von Herrn Koreman;

1) Genauer Absturzplatz,
2) Gab es Tote oder Verletzte unter der Bevölkerung ?,
3) Zeitzeugen berichten,
4) Bilder vom Absturz,
5) Unterlagen und Grablage betreffs Pilot Harold Reich, tot aufgefunden in Hilgert.

An diesen Tag im April 1944 erinnert sich noch deutlich der damals 14jährige Kurt Berger aus Hilgert: Aus dem Verband eines Flugzeuggeschwaders sei eines der Flugzeuge mit einem auffälligen Kondensstreifen oder einer Rauchfahne ausgeschert, es hatte an Höhe verloren, fing an zu trudeln und sei schließlich abgestürzt.
Da dies sich in sehr großer Hohe und bei klarem sonnigen Wetter ereignete, konnte dies auch, wie er sagt, in Grenzhausen beobachtet werden. Die Flugzeuge seien jedoch nur als Punkte zu erkennen gewesen. (Ein anderer Augenzeuge meint eine Explosion am Himmel gesehen oder gehört zu haben, ist sich jedoch nicht sicher.)

Im folgenden eine Zusammenfassung dessen was Zeitzeugen heute noch wußten. 1) So wie man sich es damals erzählt hat, sei der Pilot dann in einen Garten in der Ortsmitte von Faulbach gestürzt, sein Fallschirm soll sich nicht mehr geöffnet haben. Ein Apfelbaum hätte wohl seinen Sturz etwas gemindert, jedoch die Vertiefung im Boden wäre noch lange sichtbar gewesen. Er hatte noch kurz gelebt.  2) Einzelne Trümmerteile des Flugzeuges seien unterhalb von Faulbach an der "Scheyers Mühle" gefunden worden, auch im Wald bis hin an den Rembser Hof. Das Flugzeug selbst wäre dann beim Rembser Hof abgestürzt 3) Verletzte oder Tote unter der Bevölkerung hatte es nicht gegeben. Der Pilot sei dann nach Hilgert gebracht und dort auf dem Friedhof begraben worden. 4) Später durch die Franzosen 5) umgebettet und wohl dann auf den Ehrenhain 6) nach Montabaur gekommen. Er sei ein staatlicher, dunkelhaariger Mann gewesen .
Weil keine Bomben explodiert seien, meinte man, daß die Maschine ihre Last bereits abgeworfen hatte, sich also auf dem Rückflug befand und deshalb auch nur mit einem Mann besetzt gewesen war.
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1) Diese Aussagen von einigen älteren Einwohnern, die die letzten Kriegsjahre in Hilgert u. Faulbach als Kinder oder Jugendliche miterlebt haben sind einerseits zum Teil selbst Gesehenes, andererseits Erinnerung daran, was man sich damals über diesen Flugzeugabsturz erzahlt hatte.

2) Der Todesfall wurde durch den Hilgerter Ortspolizeidiener Ludwig Strödter (+ ca. 1952) beim Standesamt in Alsbach gemeldet. In der Eintragung vom 23. 4. heißt es; " Der 2 d Lt. A. C. Harold E. Reich, ist am 22. April 1944 um 19 Uhr in Faulbach, Gemeinde Hilgert verstorben ...) als Todesursache: Gehirnerschütterung, Innenohrverletzung, Bruch des rechten Oberarmes und Unterarmes und des linken Handgelenkes sowie des linken Beines, Wirbelsäulenbruch." (s. Anlage)

3) Kurt Berger, weiß noch, wie er ein Stück Gummi aus einem der Tanks mit seinem Taschenmesser herausgeschnitten hat, dass die Tanks und auch das Flugzeugwrack nicht verbrannt gewesen seien.

4) Unterlagen hier über habe ich im Gemeindearchiv nicht gefunden.

5) Am 26.3.1945 kamen die ersten amerikanischen Soldaten nach Hilgert.
Im August /September 1945 gehörte der Ort dann zur französischen Besatzungszone.

6) Bei der Friedhofsverwaltung in Montabaur war zu erfahren das Lt. A. C. Harold E. Reich auf der Kriegsgräberstätte "Ehrenhain Montabaur- Westerwald" nicht bestattet ist. (1100 Gefallene)

Anmerkung: Es gab hier in dieser Gegend einige zum Teil tragische Flugzeugabstürze, diese Absturzstellen waren für viele, besonders für Jugendliche aus den umliegenden Ortschaften natürlich von besonderem Interesse, jedoch von einem Foto von der Unglucksstelle ist mir nichts bekannt.

Anlage:
- Skizze die den Unglücksablauf, rekonstruiert nach oben genannten Angaben
- Auszug aus der Chronik der Kirchengemeinde Alsbach,


Mit freundlichen Grüßen


Karl- Ludwig  Schmidt, Hilgert

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Auszug aus der Chronik der Kirchengemeinde Alsbach, 
Eintrag vom Pfarrer und Dekan Knauf

"Am Abend des 22. April (1944) gab es große Aufregung bei uns in Alsbach und in der ganzen Umgegend. Hunderte von amerikanischen Bombenflugzeugen iiberflogen unsere Gegend. Dabei wurde plötzlich eines derselben von einem deutschen Jagdflugzeug gerade über Alsbach getroffen, so daß es in der Luft zerplatzte und niedersauste, zum Glück nicht ins Dorf, sondern nach mehreren Schleifen im Gebiet des Rembser Hofgutes nach Ransbach zu. Einer der Insassen stürzte tot ab und zwar in einem Garten auf der Faulbach. Die übrigen Insassen, 7 an der Zahl, sollen in der Nahe von Mogendorf gefangen genommen worden sein."

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Anm: Karte ist hier nicht eingestellt. Weitere interessante, aber für Dr. Baaden nicht relevante Aussagen von Befragten, sind hier nicht wiedergeben.

-  Karl-Ludwig Schmidt, 23,5.2010 -
Quelle:
www.chronik.gemeinde-Hilgert.de