Anm.: Unter den in der WWZ erschienen
Bildunterschriften sind in kursiver Schrift und mit dieser Markierung
die Bildbeschreibungen eingefügt,
die der Redaktion zu Verfügung gestellt wurden, die Kürzungen waren notwendig.
Es wurden dort versehentlich
zwei Namensangaben aus älteren Bildunterschriften übernommen. Besonderen Dank
gilt
an dieser Stelle Frau Simon
von der WWZ, die sehr sorgfältig diesen Artikel zusammengestellt hat. (kls)
Westerwälder Zeitung, Nr. 270 - Freitag 20.11. 2009
Hilgerter erstellen eine Bilderchronik „Ein Dorf erinnert sich"- unter diesem Motto können die Arbeiten zur Erstellung
einer Bilderchronik der Ortsgemeinde Hilgert betrachtet werden. Mit
außergewöhnlichem Engagement setzt der Arbeitskreis das „Großprojekt" um. |
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Zu Beginn der 1950er- Jahre gab es in Hilgert zehn Geschäfte. Hinter der Theke der Metzgerei Weißflog stand "Metzgersch Giesela". (Leihgeber Otto Klein) |
Viele kennen sie noch: "Metzger`sch Gisela", Otto Klein hat Ende der 50er Jahre, nach dem Umbau des Ladens und Neueröffnung, dieses Bild aufgenommen. In dieser Zeit gab es in Hilgert 10 Geschäfte: 2 Metzgereien, 3 Lebensmittel-, 1 Haushaltswaren-, 1 Gemischtwarengeschäft, 2 Bäckereien und 1 Friseur. Dazu kamen 6 Gaststätten. Der Ort hatte damals ca. 800 Einwohner. |
Im Dezember 2006 traf sich der Arbeitskreis zum ersten Mal, und es wurde in den
folgenden Monaten schnell klar, dass die Erstellung der Bilderchronik
aufwendiger würde
als gedacht. Von der ursprünglichen Idee eines reinen Bildbandes kam man schnell
ab. Den Fotografien soll nun ein Textteil vorangestellt werden, der einen
Überblick über die Geschichte des Ortes geben soll. Claus-Dieter Schnug erklärte
sich zum Verfassen dieser kleinen Ortschronik bereit. Dafür ist eine umfassende
und zeitintensive Recherchearbeit erforderlich. Claus-Dieter Schnug forschte in
verschiedenen Archiven und führte Gespräche mit Zeitzeugen. „ Ich musste quasi
noch einmal von Null anfangen und erst einmal ein Schema entwickeln" , erzählt
Schnug. Auch die Arbeit am Bilderteil ist sehr aufwendig. Die Menge an Fotos nahm und nimmt stetig zu. Die Einwohner von Hilgert stellten dem Arbeitskreis von sich aus Tausende wichtige Bilder zu Verfügung. In einem weiteren Schritt ging man dazu über auf die Bürger zuzugehen und sich deren Fotoalben anzugucken. |
Die
Hilgerter Fußballmanschaft Ende der 1940er Jahre in der damals
vereinseigenen Turnhalle. (Leihgeberin: Else Thomson) Die Hilgerter Fußballmannschaft Ende der 40 er Jahre in der damals vereinseigenen alten Turnhalle bei einem Spielertreffen. Willi Zöller (rechts unter dem Spiegel) kann noch viel aus dieser Zeit erzählen. Oben, Friedhelm, der Sohn der damaligen Pächter Erwin und Anna Meurer. Leihgeber des Bildes ist Else Thomson. |
Die Arbeit zum Bildband wird gänzlich im Internet dokumentiert. Karl-Ludwig
Schmidt, der Projektleiter des Arbeitskreises, erfasst alle
Bilder dort in einem internen Netzwerk, dass nur für die Mitgliedern des
Arbeitskreises zugänglich ist. Sie werden in verschiedenen thematische
Kategorien sortiert und mit Informationen zum Bild und zum Leihgeber des Fotos
aufgeführt. Dazu finden sich Vorentwürfe zur besseren Vorstellung wie die
Bilderchronik aussehen soll, es gibt eine Übersicht über die geplante Struktur
und einen Arbeitsplan, aus dem ersichtlich wird, was noch zu tun ist und welche
einzelnen Schritte zu den Entwürfen noch gemacht werden müssen. Jeder Leihgeber
kann dort alle von ihm abgegebenen Bilder wiederfinden. Da der Fototeil als Vergleich „Früher-Heute" konzipiert ist, muss auch neuzeitliches Bildmaterial gesammelt oder neu erstellt werden. In diesem Zusammenhang entstanden bei zwei Überflügen der Gemeinde Hilgert im Januar 2009 speziell für dieses Projekt neue Luftaufnahmen des Ortes. Zu den historischen Fotos ist sehr viel Recherchearbeit notwendig, um genau festzustellen, wer oder was auf der Fotografie abgebildet ist, wo sie aufgenommen wurde und wer sie gemacht hat. |
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Familie Zöller Anfang der
1920er Jahre beim Wäschewaschen am Pfeifenofen |
Auf Grund der Fülle an Material, das dem Arbeitskreis zur Verfügung steht, wird
die Bilderchronik die Seitenzahl von 200 überschreiten. Der Endpreis der
Bilderchronik soll jedoch nicht höher als 20 Euro sein. Dieses ehrgeizige Ziel
kann nur erreicht werden, wenn die Gesamtkosten nicht höher als 20000 Euro sind.
Daher beschloss der Arbeitskreis einschließlich der Druckvorstufe alle Arbeiten
ehrenamtlich zu erledigen. Geplant ist eine Auflage zwischen 750 und 1000 Exemplaren. Herausgegeben wird die Bilderchronik von der Ortsgemeinde Hilgert. Um diese später auch absetzen zu können, soll die Bilderchronik nicht nur für Alt-Hilgerter Bürger interessant sein, sondern der Arbeitskreis achtet darauf, dass auch neue Einwohner des Ortes und alle anderen Interessierten von dem Buch angesprochen werden. |
Der
französische Kriegsgefangene Edmont im Arbeitsdienst bei Familie Herhäuser
(links); Familie Zöller Anfang der 1940er- Jahre bei der Heuernte.
(Leihgeber: Inge u. Günther Klein) In den Kriegsjahren pflügt, hier für "Dümmlersch", der Franzose Edmund. Die französischen Kriegsgefangen, waren damals auf dem Rembser Hof untergebrach. Sie arbeiteten in den benachbarten Orten meist in der Landwirtschaft. In Hilgert gab es damals auch polnische und russische Zwangsarbeiter. Das Mittagessen sollten sie separat einnehmen, aber wie erzählt wird, hat man die Türen verschlossen, um dann doch gemeinsam zu essen. "Johnswellms" Anfang der 40er Jahren bei der Heuernte. Die gesamte Familie Zöller mit Eltern, Großeltern und Söhne sind bei der Arbeit. Das Foto hat damals Otto Klein von der "Mittelheed" in Richtung "Winkel" aufgenommen. Leihgeber ist Inge u.Günther Klein. Im Hintergrund ein großer Heuhausten.
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Die Mammutaufgabe, eine Bilderchronik zu erstellen, kann nur gestemmt werden,
wenn die Arbeit daran als Gemeinschaftsprojekt verstanden wird - und dies ist in
Hilgert der Fall. Alle Arbeitsschritte werden diskutiert, Entscheidungen werden
gemeinsam getroffen und die Druckentwürfe sollen dann noch einmal kritisch
begutachtet werden.
Alle an der Entstehung der Bilderchronik Beteiligten sehen ihre Arbeit als
Beitrag zur Historie des Ortes. Sie sind sich der Verantwortung für Geschichte
und Tradition bewusst und wollen auch dazu beitragen, dass das Wissen über
historische Ereignisse nicht verloren geht. Die Bilderchronik soll nicht nur
unterhalten und darüber informieren, in welchem geschichtlichen Zusammenhang die
Gemeinde Hilgert steht, sondern auch zur Identitätsstiftung und Pflege der
Erinnerungskultur beitragen. Obwohl die Bildersuche in der VG Höhr-Grenzhausen soweit abgeschlossen ist, kann es dennoch sein, dass jemand noch alte Fotos besitzt, die etwas mit Hilgert zu tun haben. Wer also noch ein Bild von Hilgert bei sich zu Hause findet, kann sich unter der Kontaktadresse auf www.chronik.gemeinde-hilgert.de melden. Natalie Simon |
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In der Pfeifenstube von Arnold Gelhard
stellten junge Frauen „Manschen, Marükelscher und Nachtigallen" her. Das
Foto wurde am 31. August 1935 von einem Kurgast aufgenommen. (Leihgeber: Maria Radermacher, Herta Blum) In der Pfeifenstube von August Gelhard stellen viele junge Frauen "Hänschen, Marükelscher und Nachtigallen" her. Letztere wurden mit Liebesperlen und später mit Wasser gefüllt, wenn man hineinblasen hat, trällerten sie wie Nachtigallen. Das Foto wurde wohl von dem Kurgast "Herrn Hüls" am 31.8.1935 aufgenommen. Leihgeber Maria Radermacher und Herta Blum. |
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Das Ferienheim in Hilgert wurde in den
1930er-Jahren vom Dortmunder Jugend-Ferienlager-Ausschuss betrieben. Hilgert
war damals Luftkurort und lockte viele Kurgäste in den Westerwald. (Leihgeber: Ingo Zöller) Erklingt die geheimnisvolle Abkürzung: "Dojuefela.... Tausender Augen leuchten auf.." , so wirbt Anfang der 30iger Jahre der Dortmunder Jugend- Ferienlager-Ausschuss für ihre drei Ferienlager in Deutschland. Auf der Insel Juist, in den Mittelgebirgen am Rhein (also in Hilgert) und in Oberbayern richtete Pfarrer Wiedenfeld aus Dordmund drei Ferienheime ein. (Leihgeber der Postkarte Ingo Zöller) |
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Das Foto aus der Luft wurde im Januar für die Bilderchronik aufgenommen. Neben der Beschäftigung mit der Geschichte spielt das Thema Dorerneuerung in Hilgert auch eine große Rolle. Foto: Matthias Schmidt |
Luftaufnahme für den Bildband vom Januar 2009. Zu sehen ist unten die Hauptstrasse und rechts oben das Schulgebäude. Bei der Auswahl der Bilder spielt auch die optische Wirkung eine Rolle. Hier wird dies besonders gesteigert durch den Schnee, der dem Bild einen besonderen grafischen Reiz verleiht. (Foto: Matthias Schmidt) |
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Im Pfeifenbäckerdorf Hilgert wurden die Pfeifen in Heimarbeit gefertigt. Die Aufnahme zeigt Caroline Hein 1974 beim Verputzen der Pfeifen. Ihr Sohn Lothar war der letzte Pfeifenbäcker Hilgerts. |
Caroline, genannt "Callinchen", die Mutter vom Lothar Hein, beim Verputzen der Pfeifen. Die Aufnahme entstand 1974, es war die Zeit als Dr. Martin Kügler die Geschichte der Pfeifenbäckerei im Westerwald aufarbeitete. In Hilgert, bekannt als das "Pfeifenbäckerdorf", arbeitet Lothar Hein als der letzte Pfeifenbäcker seiner Zunft. Foto: K.-L.Schmidt |